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Bericht Inhouse Banking

Alternative Leistungskennzahlen

Bei ihrer Finanzberichterstattung für das Gesamtjahr 2018 hat die Würth Finance Group Leitlinien für alternative Leistungskennzahlen («Alternative Performance Measures», APM) angewandt. Einige Positionen sind daher nicht mehr mit «1» oder «2», stattdessen als «bereinigt» gekennzeichnet.


Bei der Präsentation und Erörterung der Finanzlage, des Betriebsergebnisses und des Reingewinns der Würth Finance Group verwendet die Geschäftsleitung einige alternative Leistungskennzahlen, die nicht durch die IFRS definiert sind. Diese alternativen Leistungskennzahlen sind nicht isoliert und als Alternative zu den entsprechenden IFRS-Kennzahlen zu betrachten, sie dienen vielmehr als Zusatzinformation zu den am ehesten vergleichbaren IFRS-Kennzahlen. Alternative Leistungskennzahlen haben keine einheitliche Bedeutung gemäss IFRS und sind daher möglicherweise nicht mit ähnlichen Kennzahlen anderer Unternehmen vergleichbar.


Für eine eindeutige Berichterstattung über die zugrunde liegenden Geschäftsentwicklungen werden Bereinigungen durch alternative Leistungskennzahlen vorgenommen, die sich auf das Betriebsergebnis und den Reingewinn des Geschäftsbe reichs Inhouse Banking auswirken und sich wie folgt darstellen:

in TEUR 2014 2015 2016 2017 2018
Hedge Accounting Effekt Management Accounting -8.204 8.438 4.297 4.353 3.742
Kreditverluste (Wertminderungsaufwand) / Wertaufholung 0 0 0 0 3.698
  • Hedge Accounting Effekt Management Accounting ist der Effekt aus der Marktbewertung von derivativen Zinsinstrumenten zur Absicherung von Zinsänderungsrisiken in den Fällen, in denen in der Vergangenheit kein Hedge Accounting angewandt wurde; mit der Anwendung von IFRS9 Hedge Accounting werden neue Hedge-Beziehungen entsprechend dargestellt.
  • Kreditverluste (Wertminderungsaufwand) / Wertaufholung (IFRS 9) beziehen sich ausschliesslich auf die Verluste von verbundenen Parteien und finden keine Anwendungen auf die Würth-Gruppe.

2018 2017
Bereinigung Bereinigung
Inhouse Banking Hedge Accounting Effekt Management Accounting Hedge Accounting Effekt Management Accounting Geschäftsbereich Inhouse Banking Inhouse Banking Hedge Accounting Effekt Management Accounting Hedge Accounting Effekt Management Accounting Geschäftsbereich Inhouse Banking
Ertragskomponenten
Konzernfinanzierung 32.283 -3.956 -3.698 24.629 26.189 -3.949 0 22.240
Kreditverluste (Wertminderungs-aufwand)/ Wertaufholung 0 0 -3.698 -3.698 0 0 0 0
Erfolg aus Factoringgeschäft 16.018 0 0 16.018 14.755 0 0 14.755
Erfolg aus Zinsgeschäft 12.977 -3.956 0 9.021 7.496 -3.949 0 3.547
Sonstiger ordentlicher Erfolg 3.288 0 0 3.288 3.938 0 0 3.938
Sonstige 1.285 0 0 1.285 1.285 0 0 1.285
Beteiligungsertrag 2.003 0 0 2.003 2.653 0 0 2.653
Zentralregulierung 25.515 0 0 25.515 23.025 0 0 23.025
Erfolg aus Handels- und Wertschriften-geschäft 7.711 214 0 7.925 11.097 -404 0 10.693
Wertschriftenanlagen -2.366 0 0 -2.366 1.904 0 0 1.904
Trading 10.077 214 0 10.291 9.193 -404 0 8.789
Gesamtertrag 65.509 -3.742 -3.698 58.069 60.311 -4.353 0 55.958
Gesamtaufwand -20.133 0 0 -20.133 -19.783 0 0 -19.783
Gewinn Inhouse Banking 45.376 -3.742 -3.698 37.936 40.528 -4.353 0 36.175
Inhouse Banking Externe Finanzdienstleistungen Eliminierung Total Inhouse Banking Externe Finanzdienstleistungen Eliminierung Total
Geschäftsbereiche Gewinn vor Steuern (bereinigt) 37.936 483 97 38.516 36.175 690 –119 36.746

Die Zahlen für das Geschäftsjahr 2017 wurden an die neue Darstellung für 2018 angepasst.

 

Wichtige Ereignisse

Rekordgewinn im Jubiläumsjahr

Im Sommer 2018 durfte die Würth Finance International B.V. ihr 40-jähriges Bestehen feiern: Anlass, um kurz innezuhalten und in feierlichem Rahmen jene Menschen zu ehren, welche die Inhouse Bank der Würth-Gruppe aufgebaut, geprägt und erfolgreich in die Zukunft geführt haben. Und so ist es erfreulicherweise auch im Jubiläumsjahr geglückt, ein bereinigtes Ergebnis von 45,4 Millionen Euro auszuweisen. Die bereinigten Erträge verbesserten sich um 8,6% auf 65,5 Millionen Euro, während die Kosten nur um 1,8% auf 20,1 Millionen Euro zulegten.

 

Folgende Hauptfaktoren waren ursächlich für die gute Ertragslage:

  1. Konzernwachstum: Begünstigt durch eine solide Konjunktur in unseren Kernmärkten konnte die Würth-Gruppe auch im Jahr 2018 das hohe Wachstumstempo beibehalten. Der Umsatz konnte um 7,1% auf 13,623 Milliarden Euro gesteigert werden. übrigens: 1978, im Gründungsjahr der Würth Finance International B.V., verbuchte die Würth-Gruppe noch einen Konzernumsatz von 170 Millionen Euro.
  2. Lageraufbau: Getrieben von angekündigten Preiserhöhungen einiger Lieferanten, dem hohen Anspruch an die schnelle Lieferfähigkeit und den geringen Opportunitätskosten der Lagerhaltung sind die Lagerbestände in der Würth-Gruppe deutlich schneller gewachsen als der Umsatz. Hier wurden bereits Gegenmassnahmen eingeleitet. Jedoch hat temporär die Würth Finance International B.V. davon profitiert, weil die über sie abgewickelten Volumen überproportional zulegten.
  3. Finanzierung: Im Mai 2018 wurde eine fällige Anleihe von 500 Millionen Euro mit Coupon 3,75% durch eine neue Benchmark-Anleihe mit Coupon 1,0% ersetzt. Neben anderen Einflussfaktoren konnte die Würth-Gruppe die Zinsbelastung im Geschäftsjahr 2018 um etwa 4 Millionen Euro reduzieren.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Getrieben von einem breiten und soliden Wirtschaftsaufschwung in den Industrieländern startete das Wirtschaftsjahr 2018 äusserst verheissungsvoll. Auch die Frühindikatoren zeigten ein Wachstum an und die globale Liquiditätsversorgung seitens der grossen Notenbanken wirkte weiterhin stimulierend. Am Jahresbeginn trübte jedoch ein erster steiler Zinsanstieg (vor allem in US-Dollar) die Stimmung an den Aktienmärkten. Nach einer Stabilisierung der Zinsen bei weiterhin steigenden Unternehmensgewinnen kehrte die Zuversicht in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten wieder zurück, ehe die Stimmung im Sommer dann zunehmend in Skepsis kippte. Politische Börsen haben kurze Beine lautet ein Sprichwort und dennoch dominierten genau diese, nur mit wechselnden Themen, beinahe das gesamte Tagesgeschehen an den Finanzmärkten: Handelsstreitigkeiten, Autozölle, Italienkrise, Türkeikrise, Brexit, Kongresswahlen – die Aufzählung könnte fast beliebig weitergeführt werden. Und die Tatsache, dass der Konjunkturzyklus schon weit fortgeschritten ist und die grossen Notenbanken entweder bereits damit begonnen haben, den Märkten Liquidität zu entziehen (USA), oder dies zumindest ankündigten (Europa), sorgte für eines der schwächsten Börsenjahre seit Langem. Kurzum: Die Volatilität war zurück und so war das Marktumfeld für die Inhouse Bank der Würth-Gruppe im vergangenen Jahr ein ungleich schwierigeres als für das Grundgeschäft des Konzerns.

Grösste Herausforderungen 2018

Wertschriftenanlagen

Unter diesem Titel ist als allererstes die Konzentration der dauerhaften überschussliquidität bei der Würth Invest AG zu nennen. Es wird ein «Absolute Return»-Ansatz bei einer schnellen Liquidierbarkeit der Anlagen verfolgt. Mehrheitlich war die Würth Invest AG in Aktien und Unternehmensanleihen (fast ausschliesslich im Investment-Grade-Bereich) investiert. Die Performance lag zum Jahresende bei –2,4 Millionen Euro, dem schlechtesten Ergebnis seit über zehn Jahren.

GPS Payment & Factoring Projekt

Weiterhin herausfordernd war das Projekt zur Neugestaltung des Zahlungsverkehrssystems. Trotz personeller Verstärkung der Projektressourcen für die umfangreiche Testphase, musste der Go-Live-Termin für Release 2.0 zur Abwicklung der internationalen Zahlungen und der Factoring-Prozesse auf das erste Halbjahr 2019 verschoben werden.

Roman Fust, Geschäftsführer, Würth Finance International B.V.

«Die besten Geschäftsideen mit dem höchsten Kundennutzen entstehen, indem wir unseren Kunden genau zuhören.»

Geschäftsverlauf 2018

Wertschriftenanlagen

Im Portfoliomix ist es leider nicht gelungen, die Anlageklassen so zu steuern, dass diese jeweils risikodämpfend aufeinander wirkten. Dies ist vor allem der niedrig gehaltenen Zinsduration geschuldet, die vor dem Hintergrund der anstehenden Liquiditätsverknappung durch die grossen Notenbanken bewusst so gewählt wurde. Die Kreditrisikoaufschläge reagierten in der Folge im Gleichklang mit den stark unter Druck stehenden Aktienmärkten. So resultierte eine Negativperformance von ca. 1,4 Millionen Euro bei den Anleihen.


Positiv zu erwähnen ist, dass die Aktienquote mit 6 bis 12% im gesamten Jahresverlauf deutlich unter der Zielmarke lag, was die Wertschwankungen im Gesamtportfolio reduzierte. Dennoch ergaben sich Verluste von 1,1 Millionen Euro. Einzig die Immobilien erbrachten eine positive Rendite. Insgesamt resultierte ein Verlust von 2,4 Millionen Euro auf ein durchschnittlich investiertes Kapital von 90 Millionen Euro.

 

Konzernfinanzierung

Beim wichtigsten Tätigkeitsschwerpunkt der Würth Finance International B.V. steht die jederzeitige Verfügbarkeit von liquiden Mitteln für den Mutterkonzern im Zentrum. Zur langfristigen Liquiditätssicherung haben zum einen die oben beschriebene Anleihensemission, zum anderen die Verlängerung des syndizierten Kredits über 400 Millionen Euro bis zum Jahr 2023 beigetragen. Die siebenjährige Anleihe wurde von Standard & Poor’s mit dem Bonitätsrating «A» versehen und konnte in einem Umfeld aufkommender Volatilität an den Kapitalmärkten mit einem Kreditaufschlag von 30 Basispunkten äusserst erfolgreich platziert werden. Als Leadbanken wurden DZ Bank, LBBW, BNP und UBS ausgewählt.


Der Finanzbedarf der Würth-Gruppe, insbesondere bei den stark wachsenden Konzerngesellschaften, den produzierenden Einheiten, im Industriebereich sowie in Nordamerika hat im Betrachtungszeitraum zugenommen. Entsprechend nahmen die Ausleihungen an die Konzerngesellschaften um 17% auf 1.462 Millionen Euro zu. Neue, langfristig vergebene Darlehen wurden nur teilweise fristenkongruent abgesichert, wodurch positive Zinsstrukturbeiträge erzielt wurden. Zudem konnte so die Sensitivität des Eigenkapitals gegenüber Zinsänderungen im Anschluss an die Kapitalmarkttransaktion auf zuletzt 7% gesenkt werden. Dies beinhaltet auch eine erste Zinsabsicherung für die voraussichtliche Aufnahme langfristiger Finanzmittel im Jahr 2020.


Bei der Liquiditätsanlage verhält sich die Würth-Gruppe risikoavers. Die Konzernliquidität wird, falls keine länderspezifischen Regularien dagegensprechen, bei der Würth Finance International B.V. konzentriert und von dieser ausschliesslich bei erstklassigen Gegenparteien angelegt. Der Anlagebedarf der Würth Finance International B.V. war trotz des starken Cashflows der Würth-Gruppe aufgrund des hohen Lageraufbaus und der starken Investitionstätigkeit mit Werten zwischen 400 bis 500 Millionen Euro leicht rückläufig.


Negativzinsen waren auch 2018 ein dominantes Thema. Einerseits belasteten sie an einzelnen Tagen die Kontobestände. Andererseits wirkten diese bei Zinsswaps als Absicherung gegen die ausstehenden Anleihen oder bei der Aufnahme von Commercial-Papers ergebnisoptimierend. Schlussendlich gelang es in diesem sehr anspruchsvollen Umfeld sogar, mit Liquiditätsanlagen einen positiven Ergebnisbeitrag zu verbuchen.

 

In das Geschäftsfeld der Konzernfinanzierung fällt auch die Vorfinanzierung von konzerninternen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (Factoring). Die Volumen in diesem Bereich sind mit 9% in etwa gleich wie der Gesamtkonzern gewachsen. Es resultierte ein Transaktionsvolumen von rekordhohen 1.634 Millionen Euro. Insgesamt beläuft sich der bereinigte Ertrag aus Konzernfinanzierung (Zinsergebnis und Factoringertrag) auf 29,0 Millionen Euro.

 

Zentralregulierung der Lieferantenzahlungen

In dieser Sparte wird ein Grossteil des Zahlungsvolumens der Konzerngesellschaften an externe Handelswarenlieferanten abgewickelt. Das Volumen entwickelte sich mit 5.760 Millionen Euro (+10%) im abgelaufenen Geschäftsjahr sehr erfreulich. Ursächlich hierfür ist mehrheitlich der eingangs beschriebene Lageraufbau in Verbindung mit dem Konzernwachstum. Rund 58% dieses Zahlungsvolumens wird an Gegenparteien geleistet, mit denen die Würth Finance International B.V. einen Zentralregulierungsvertrag abgeschlossen hat. Hieraus konnte 2018 ein Ertrag von 25,5 Millionen Euro (+10,8%) generiert werden.

 

Devisenabsicherungen und Trading mit Finanzinstrumenten

Fremdwährungstransaktionen von Gruppengesellschaften werden zentral über die Würth Finance International B.V. abgewickelt. Die Mitarbeitenden im Treasury Team beraten die Konzerngesellschaften eng mit dem Ziel, permanent einen adäquaten Absicherungsstand einzuhalten und von temporären Marktopportunitäten profitieren zu können. Die Bündelung der Währungswechsel mit einem Volumen von 2.000 Millionen Euro (entspricht +18% gegenüber dem Vorjahr) bei der Würth Finance International B.V. garantiert optimale Konditionen, eine Minimierung von Gegenparteirisiken (auf Basis von ISDA-Verträgen) mit regelmässigem Cash-Ausgleich von Bewertungsveränderungen während der Laufzeit sowie die Einhaltung spezifischer regulatorischer Vorgaben (Bsp. EMIR). Dieses Basisgeschäft ist die Grundlage für die weitergehenden Trading-Aktivitäten der Würth Finance International B.V., bei welchen in beschränktem Umfang gezielt Risikopositionen eingegangen werden, um einen zusätzlichen positiven Ergebnisbeitrag zu erwirtschaften. Im Geschäftsjahr 2018 konnte der bereinigte Tradingertrag um 0,9 Millionen Euro auf 10,1 Millionen Euro gesteigert werden.

 

Beteiligungsertrag

Die Würth Finance International B.V. stellt der Internationalen Bankhaus Bodensee AG in Form einer stillen Beteiligung sowie einer Kapitalüberlassung seit mehreren Jahren Mittel zur Verstärkung der Eigenkapitalausstattung zur Verfügung. Die Beteiligung wurde im Geschäftsjahr planmässig um 10 Millionen Euro auf 35,8 Millionen Euro reduziert. Dadurch sank auch der Beteiligungsertrag der Würth Finance International B.V. von 2,7 Millionen Euro auf 2,0 Millionen Euro.

Björn van Odijk, Geschäftsführer, Würth Finance International B.V.

«Neugier und Offenheit sind Voraussetzung, um die Chancen der Digitalisierung zu erkennen. Um sie auch zu nutzen, muss sich die Organisation daran ausrichten.»

Ausblick 2019

Zum Zeitpunkt dieser Berichterstellung scheinen wir weltwirtschaftlich am Scheideweg zu stehen. Nach einem Börseneinbruch Ende 2018 und erodierenden Frühwarnindikatoren ist unklar, ob wir uns lediglich in einer kurzen Verschnaufpause befinden oder ob die Liquiditätsverknappung der Notenbanken, ein ungelöster Brexit und schwelende Handelsstreitigkeiten in eine globale Rezession führen. Im Kerngeschäft der Würth-Gruppe deuten die Zahlen derzeit auf weiteres moderates Wachstum hin.

 

Die Volatilität an den Rohstoff- und Währungsmärkten dürfte zusätzliche Absicherungsaktivitäten auslösen. Zudem rechnen wir mit steigenden Investitionen in der Würth-Gruppe. Diese Entwicklungen stimmen uns für die Geschäftsfelder Konzernfinanzierung und Trading positiv. Ausgelöst durch eine Abflachung der Lagerbestände erwarten wir in der Zentralregulierung der Lieferantenzahlungen und im Factoring-Volumen eine leicht unterdurchschnittliche Entwicklung. Für die Wertschriftenanlagen sehen wir bei der derzeitigen Bewertung wieder ein attraktiveres Chance-/Risikoprofil, jedoch wird das richtige Timing entscheidend sein. Auf der Kostenseite erwarten wir insbesondere im IT-Bereich nochmals grössere Sach- und Personalaufwendungen.

 

Insgesamt sind wir verhalten positiv und erwarten eine leichte Ergebnisverbesserung vor Steuern im Jahr 2019.