Die Würth-Gruppe verfügt über ein dreistufiges, konzernweites Risikomanagementsystem (RMS), das ermöglicht, Risiken und Chancen zu identifizieren, zu bewerten, zu steuern und zu kommunizieren: Das überwachungssystem der Internen Revision, das Konzerncontrolling sowie das Frühwarnsystem. Die Konzernführung setzt die risikopolitischen Grundsätze und die Risikostrategie der Würth-Gruppe fest. Die Verantwortung für die Umsetzung eines funktionsfähigen und effizienten Risikomanagementsystems liegt bei der jeweiligen Geschäftsführung.
Bei der Würth Finance Group sind das Eingehen, Bewirtschaften und Kontrollieren von Risiken zentrale Bestandteile des Geschäfts. Es ist nicht das Ziel, alle Risiken zu eliminieren. Vielmehr soll ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Risiko und Rendite erreicht werden. Potenzielle Risiken, die eine negative Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage haben könnten, werden in den nachfolgenden drei Risikofeldern Markt, Unternehmen und Umfeld gesehen:
Markt
Geschäftsmodell: Die Würth Finance Group generiert rund 40% ihrer Erträge mit gruppeninternen Gegenparteien. Somit ist ihr Ergebnis direkt mit dem Geschäftsverlauf der ganzen Würth-Gruppe verbunden. Dabei steht das Unternehmen im Wettbewerb mit externen Finanzdienstleistungsunternehmen. Die Würth Finance Group verfügt aber durch die Zugehörigkeit zur Würth-Gruppe über ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber der Konkurrenz, das sie seit vielen Jahren erfolgreich zum Ausbau von Marktanteilen nutzt.
Finanzielle Risiken und Chancen: Die Messung, überwachung und Steuerung der finanziellen Risiken der Würth-Gruppe erfolgen grösstenteils bei der Würth Finance Group. Mit ihren Geschäftsaktivitäten ist sie gegenüber den Entwicklungen auf den Finanzmärkten exponiert. Wechselkurs- und Zinsschwankungen sowie zu einem geringeren Teil auch Börsenkursschwankungen und Rohstoffpreisveränderungen beeinflussen die Erträge des Unternehmens. Zudem bestehen Kreditrisiken auf den Finanzaktiven und Eventualverbindlichkeiten. Die Würth Finance Group misst, steuert und überwacht die finanziellen Risiken durch einen systematischen Risikomanagementprozess. Revisionssicherheit und Informationstransparenz werden durch eine strikte Funktionstrennung zwischen risikoeingehenden Stellen und risikoüberwachenden Stellen gewährleistet. Zur Steuerung der finanziellen Risiken und zur Ertragsoptimierung setzt die Würth Finance Group unter anderem derivative Finanzinstrumente ein, die sie täglich bewertet und überwacht.
Kreditrisiken
Das maximale Kreditrisiko entspricht dem Wert sämtlicher finanzieller Aktiven, Eventualverbindlichkeiten sowie nicht beanspruchter, unwiderruflicher Kreditzusagen, die in der Jahresrechnung ausgewiesen werden. Um die Kreditrisiken zu minimieren, werden nur Geschäftsbeziehungen mit erstklassigen externen Gegenparteien aufgenommen. Für jede Ratingstufe sind verbindliche Gegenparteilimiten definiert. Deren absolute Höhe wird von den Aufsichtsgremien regelmässig kritisch hinterfragt und wenn nötig angepasst. Mit denjenigen externen Gegenparteien der Würth Finance Group, mit denen im Rahmen des finanziellen Risikomanagements Transaktionen abgeschlossen werden, bestehen ISDA-Rahmenverträge inklusive Credit Support Annex mit regelmässigem Barwertausgleich. Die Gegenparteirisiken aus dem Delkredere-Geschäft werden zu 100% an Versicherungsgesellschaften abgetreten.
Gruppeninterne Gegenparteirisiken werden von der Würth Finance International B.V. zusammen mit dem zuständigen Konzernführungsmitglied überwacht und mit einem Kreditlimit versehen. Für allfällige Kreditrisiken in Bezug auf Ausleihungen gegenüber einzelnen Würth-Gruppengesellschaften mit negativem Eigenkapital per 31. Dezember 2018 bestehen Patronatserklärungen der übergeordneten Muttergesellschaft.
Die Bonitätseinstufungen der internen und externen Gegenparteien und die Limitierung aggregierter Einzelparteirisiken werden kontinuierlich überwacht.
Zinsrisiken
Unter Zinsrisiko versteht die Würth Finance Group negative Auswirkungen auf die Vermögens- und Ertragslage, die sich aus Zinssatzänderungen in allen Währungen ergeben können. Ein grosser Anteil der Ausleihungen an die Konzerngesellschaften wird mittels festverzinslicher Anleihen refinanziert, die zum Teil ähnliche Laufzeiten und Zinsbindungen aufweisen. Die maximale Risikobereitschaft im Zinsbereich ist mit einer Sensitivität in Bezug auf das Eigenkapital definiert. Bei adversen Veränderungen der Zinssätze der einzelnen Währungen um 100 Basispunkte wird das maximale Verlustpotenzial ins Verhältnis zum Eigenkapital gesetzt. Die Würth Finance Group orientiert sich mittelfristig an einer Eigenkapitalsen sitivität von unter 5%. Die Steuerung der Finanzstruktur erfolgt durch den Einsatz von derivativen Zinsinstrumenten.
Liquiditätsrisiken
Das Ziel des Liquiditätsmanagements ist die Sicherstellung der jederzeitigen Zahlungsfähigkeit der Würth-Gruppe. Die Liquiditätssituation der Würth Finance Group wird kontinuierlich überwacht. In enger Zusammenarbeit mit der Konzernführung wird sichergestellt, dass der Mittelbedarf der nächsten 12 bis 24 Monate durch den erwarteten Cashflow und Liquiditätsreserven ausreichend gedeckt ist.
Die hohe internationale Kreditwürdigkeit des Würth-Konzerns (Standard & Poor’s beurteilt die langfristigen Verbindlichkeiten mit einem Rating von A) erlaubt der Würth Finance Group die günstige Beschaffung von liquiden Mitteln an den internationalen Kapitalmärkten. Zur Deckung eventueller Liquiditätsbedürfnisse auch in ausserordentlichen Situationen verfügt die Würth Finance Group zusätzlich über von verschiedenen Banken zugesicherte Kreditlinien.
Nähere Angaben zu Risiken aus Finanzinstrumenten und deren Management sind in den Erläuterungen des separaten Finanzberichts im Internet (www.wuerthfinance.net unter Investor Relations) zu finden. Die erwarteten Auswirkungen auf die Ergebnisse und/oder die Finanzlage sowie die Sensitivitätsanalyse finden sich in Erläuterung 19 zur Jahresrechnung.
Die wirtschaftliche Kraft der Würth Finance Group basiert auf einem Eigenkapital von 320,7 Millionen Euro, einem Reingewinn von 29,9 Millionen Euro und Aktiven von 2,518 Milliarden Euro (per 31. Dezember 2018).
Unternehmen
Technologische Risiken und Chancen: In ihrer Funktion als «Payment Factory» der Würth-Gruppe führt die Würth Finance Group ein sehr grosses Volumen an Zahlungen aus, das ohne leistungsfähige IT-Systeme und Netzwerke nicht möglich wäre. Darum werden die IT-Systeme und die IT-Sicherheit kontinuierlich ausgebaut und über ein Information Security Management System kontrolliert. Der stetig wachsenden und sich verändernden Bedrohung durch Attacken auf die Informations- und Kommunikationstechnologie begegnet die Würth Finance Group in Zusammenarbeit mit Cyber Security Experten mit dem Ausbau der technischen und organisatorischen Schutzmassnahmen und Awareness-Schulungen der Mitarbeitenden. Zudem verfügt die Würth Finance Group über ein Business Desaster Recovery System. Die hohe Skalierbarkeit der ICT-Infrastruktur ermöglicht es, zusätzliches Geschäftsvolumen kosteneffizient und mit hoher Prozessqualität abzuwickeln.
Operationelle Risiken und Chancen: Unter operationellem Risiko versteht die Würth Finance Group ein Verlustrisiko, das infolge eines Mangels oder Versagens von internen Prozessen, Menschen oder Systemen oder aufgrund externer Ereignisse entsteht. Im Rahmen des internen Kontrollsystems (IKS) der Würth Finance Group werden mögliche Ereignisse nach der Wahrscheinlichkeit ihrer Häufigkeit und ihren Auswirkungen eingeschätzt, dokumentiert und optimiert. Das in der Unternehmenskultur verankerte Selbstverständnis, Qualität, Effizienz und Sicherheit in den Kernprozessen kontinuierlich zu verbessern, erhöht die Leistungsfähigkeit der Würth Finance Group nachhaltig.
Umfeld
Regulatorische Risiken und Chancen: Die Erfüllung der regulatorischen Anforderungen ist für Finanz- und Versicherungsdienstleister herausfordernd. Die Würth Finance Group ist bestrebt die umfassenden, verschiedenen Regeln und Vorschriften zu beachten und einzuhalten. Sie verfügt über die notwendige kritische Grösse und die Organisation, um ein effektives und effizientes Compliance Management sicherzustellen und somit die zunehmenden regulatorischen Anforderungen im Finanz- und Versicherungsbrokerage-Geschäft zu erfüllen.
Grundsätze unseres Risikomanagements
- Die Geschäftsleitung verantwortet sämtliche durch die Geschäftstätigkeit eingegangenen Risiken und strebt nach einem ausgewogenen Verhältnis von Risiko und Rendite.
- Ein unabhängiger Kontrollprozess ist ein integraler Teil der Unternehmensstruktur.
- Die Mitarbeitenden kennen die wesentlichen Risiken in ihrem Tätigkeitsfeld und werden für diese sensibilisiert.
- Zentrales Element der Risikokontrolle ist eine umfassende, transparente und objektive Offenlegung der Risiken gegenüber Geschäftsleitung, Konzernleitung, Eigentümern, Aufsichtsbehörden und anderen Anspruchsgruppen.
- Erträge werden gemäss der Risikofähigkeit (d.h. der Höhe des Risikos, das die Würth Finance Group aufgrund ihrer Finanz- und Ertragskraft tragen kann) geschützt.
- Die Reputation der Würth Finance Group hängt letztlich von der wirksamen Bewirtschaftung und Kontrolle der Risiken ab.