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Bericht der Geschäftsführung

Nachdem sich die globalen Wachstumsaussichten Ende 2018 relativ rasch verschlechtert hatten, war 2019 keine echte Bodenbildung zu verzeichnen. Vielmehr mussten die Wirtschaftsforscher ihre Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft kontinuierlich reduzieren: auf 2,25% in den USA und 1,25% in der Eurozone, ein Rückgang um rund 0,75% gegenüber dem Vorjahr. Insbesondere die europäische Automobilindustrie musste seit 2017 an wichtigen Märkten wie China und Indien wiederholt Absatzeinbrüche hinnehmen. Der weltweite Rückgang der Nachfrage nach Diesel- Personenfahrzeugen und der Übergang zu neuen Antriebssystemen verlangsamt das Wachstum an Schlüsselmärkten der Würth-Gruppe, darunter Deutschland und Frankreich.

Würth-Gruppe

Das Wachstum der Würth-Gruppe verringerte sich auf 4,8%. In Deutschland fiel das Umsatzwachstum mit 2,1% recht bescheiden aus. Geschäftsfelder wie die Würth Electronics Group und die Produktions- und Werkzeug-Handelsunternehmen, deren Kunden in dieser Branche tätig sind, mussten Umsatzrückgänge hinnehmen. Ausserhalb Deutschlands steigerte die Würth-Gruppe ihren Umsatz um 6,8%.

 

Auf Basis der vorläufigen Zahlen belief sich das Betriebsergebnis der Würth-Gruppe auf 750 Millionen Euro und lag damit um 14% unter dem Vorjahresniveau (2018: 870 Millionen Euro). Hauptursache für diesen Rückgang war der Druck auf die Bruttogewinnmargen: Der Anstieg der Einkaufspreise konnte am Markt nicht vollständig an die Kunden weitergegeben werden.

 

Die kontinuierliche Ausweitung des Geschäftsmodells und die Umsetzung langfristiger Wachstumsinitiativen, auch in Phasen mit einem schwächeren Brutto-Cashflow, sind für das Ethos der Würth-Gruppe von zentraler Bedeutung. Im Jahr 2019 wurden Investitionen von 710 Millionen Euro getätigt (2018: 635 Millionen Euro). Um eine anhaltend solide Finanzlage der Würth-Gruppe sicherzustellen, werden Lagerbestände und Forderungen als wichtige Bilanzpositionen betrachtet, deren Optimierung stets im Vordergrund steht. Während sich die Forderungen analog zum Umsatzwachstum um 5,3% erhöhten, hatte der relativ geringe Anstieg der Vorräte um 1,2% eine geringere Kapitalbindung zur Folge. Die Finanzlage der Würth-Gruppe ist sehr solide. Per 31. Dezember 2019 betrug das Eigenkapital 5,5 Milliarden Euro, was einer Eigenkapitalquote von 43% entsprach. Die Netto-Finanzschulden beliefen sich auf 1,4 Milliarden Euro.

Würth Finance Group

Der rasche Wandel der Versicherungs- und Finanzmärkte bietet der Würth Finance Group hervorragende Chancen für weiteres Wachstum und eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung.

 

Die Investitionen der Würth Finance Group zur Stärkung ihrer Kompetenzen und Leistungen auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) zahlen sich in diesem Umfeld aus. Beispiele dafür waren in diesem Geschäftsjahr der erfolgreiche Abschluss des Projekts zur Erneuerung der IT-Infrastruktur für die Abwicklung internationaler Zahlungen, die Einführung eines neuen Versicherungsverwaltungssystems und die optimierte Digitalisierung verschiedener Geschäftsprozesse.

 

Im Rahmen ihrer Wachstumsstrategie erwarb die Würth Financial Services AG 100% der Anteile an der Optima Versicherungsbroker AG mit Sitz in Chur, integrierte die Markus Diener Versicherungstreuhand GmbH in ihre Niederlassung Arlesheim und baute das Vertriebsteam der Niederlassung Zürich deutlich aus.

 

Als Familienunternehmen setzt Würth auf eine langfristig orientierte Unternehmensentwicklung. Das gilt auch für die Nachwuchssicherung bei der Würth Finance Group. Seit vielen Jahren bildet sie kaufmännische Lernende aus und stellt diese nach Abschluss der Ausbildung fest an. Zur Zukunftssicherung des Unternehmens unterstützt die Würth Finance Group die kontinuierliche Weiterbildung der Mitarbeitenden während des gesamten Berufslebens. Führungspositionen werden hauptsächlich an eigene Mitarbeitende vergeben und Nachwuchskräfte in der beruflichen Weiterentwicklung durch die Teilnahme an unternehmensinternen Fortbildungsprogrammen unterstützt.

 

Die grossen Zentralbanken – insbesondere in den USA und Europa – haben auf die Konjunkturabkühlung mit einer erneuten Lockerung der Geldpolitik reagiert. Diese Massnahmen lösten weltweit drastische Kursgewinne von Aktien und anderen Vermögenswerten aus und liessen die Zinsen auf historische Tiefstände sinken. Von dieser Entwicklung profitierte auch die Würth Finance Group, insbesondere im Bereich der Wertschriftenanlagen im Inhouse Banking. Im Versicherungsbrokerage-Geschäft stiegen die Einnahmen dank der erfolgreichen Akquise zahlreicher Neukunden deutlich an. Insgesamt erhöhte sich der bereinigte Geschäftsertrag der Würth Finance Group um 16% von 75,4 Millionen Euro auf 87,4 Millionen Euro.

 

Der Geschäftsaufwand stieg parallel zum Ausbau der Personalkapazitäten und der Erweiterung der operativen Infrastruktur um 10% von 29,4 Millionen Euro auf 32,4 Millionen Euro.

 

Im Jahr 2019 erzielte die Würth Finance Group mit einem bereinigten Gewinn vor Steuern von 55,0 Millionen Euro (Vorjahr: 46,0 Millionen Euro) ein neues Rekordergebnis und leistete damit einen wichtigen Beitrag zum Konzernergebnis der Würth-Gruppe.

 

Details zum Geschäftsverlauf in den Geschäftsbereichen Inhouse Banking und Externe Finanzdienstleistungen folgen auf den Seiten 10 bis 23. Der Risikomanagement und Kontrollbericht der Würth Finance Group befindet sich auf den Seiten 26 bis 31. Die Würth Finance Group verfügt über kein eigenes Audit Committee und ist daher in den Audit-Prozess der Würth-Gruppe eingegliedert.

Ausblick für 2020

Der Internationale Währungsfonds und die OECD erwarteten bis vor Kurzem, dass sich das relativ geringe Wachstum der Weltwirtschaft fortsetzen würde. Doch nach dem Ausbruch und der weltweiten Ausbreitung des neuen Corona Virus (COVID-19) sind diese Prognosen hinfällig und irrelevant.

 

Inzwischen wissen wir, dass das globale BIP-Wachstum stärker zurückgehen wird als ursprünglich erwartet – das Ausmass und die Dauer dieser Krise bleiben jedoch unklar. Im besten Fall wird die Funktionsfähigkeit der globalen Infrastruktur dank erheblicher fiskal- und geldpolitischer Unterstützung nicht systematisch geschwächt, sodass die Kapazitätsauslastung in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 wieder steigen kann. Es besteht jedoch zweifellos das Risiko, dass der Aufschwung langsamer und schwächer sein wird, da zahlreiche Unternehmen den aktuellen Nachfrageeinbruch möglicherweise nicht überleben.

 

In ihrer fast 70-jährigen Unternehmensgeschichte hat die Würth-Gruppe ihre Wettbewerbsposition fortlaufend gestärkt, insbesondere in Zeiten geringer wirtschaftlicher Dynamik. Die Grundlage dafür bildeten kontinuierliche Investitionen in die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells – ohne dabei den Umfang und die Qualität des Kundenservice zu vernachlässigen.

 

Dieser Ansatz bildet nach wie vor eine strategische Säule der Würth-Gruppe. Wie die Umwälzungen in der Automobilindustrie, die Digitalisierung der Wertschöpfungsketten und die Anpassung der Geschäftsmodelle an Nachhaltigkeitsziele zeigen, fehlt es der Weltwirtschaft nicht an Dynamik. Vielmehr werden in zahlreichen Branchen die Karten neu gemischt. In diesem Umfeld agiert die Würth-Gruppe mit grosser Zuversicht und der Überzeugung, dass sie als anpassungs- und wettbewerbsfähiges Unternehmen mit klarem Kundenfokus von dieser Entwicklung profitieren kann.

 

Die laufenden Investitionen, Projekte und Massnahmen werden konsequent weitergeführt und auf die relevanten Märkte und die Wachstumsziele der nächsten fünf Jahre abgestimmt. Bei Akquisitionen wird unverändert selektiv und diszipliniert agiert.

 

Auch die Weiterentwicklung der Würth Finance Group ist von einer Kombination aus Kontinuität und Dynamik geprägt. In den Geschäftsbereichen Inhouse Banking und Externe Finanzdienstleistungen wird die Digitalisierung durch Projekte zur Verbesserung der Kundenleistung und Optimierung von Prozessen weiter vorangetrieben. Diese Entwicklung erfordert von den Mitarbeitenden eine hohe Lern- und Anpassungsfähigkeit und bildet den Schlüssel für eine hohe Dienstleistungsqualität und zufriedene Kunden.

 

Der Schutz von Vermögenswerten, insbesondere vor Cyber- Angriffen, und die Erfüllung der regulatorischen Anforderungen bilden für Finanz- und Versicherungsdienstleister wichtige Voraussetzungen für einen nachhaltigen Geschäftsbetrieb. Die Würth Finance Group verfügt über die notwendige kritische Grösse und die Organisation, um ein effektives und effizientes IT-Risiko- und Compliance-Management sicherzustellen.

 

Die Auswirkungen der Rezession im Jahr 2020 werden die Geschäftsergebnisse der Würth Finance Group im laufenden Geschäftsjahr belasten. Das Management geht davon aus, dass sich das Kerngeschäft der Würth-Gruppe in der zweiten Jahreshälfte stabilisiert, rechnet jedoch mit einem Rückgang bei den Erträgen und dem Betriebsergebnis im zweistelligen Bereich.

Danksagung

Die Geschäftsführung der Würth Finance Group ist mit dem Geschäftsjahr 2019 sehr zufrieden und bedankt sich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich für ihren grossen Beitrag zum Erfolg. Der Dank gilt auch unseren Kunden und Geschäftspartnern, die durch ihr Vertrauen den Erfolg der Würth Finance Group erst ermöglicht haben. Wir freuen uns auf die weitere gute Zusammenarbeit im Jahr 2020.

 

Roman Fust

Geschäftsführer

Würth Finance International B.V.

Adrian Parpan

Geschäftsführer

Würth Financial Services AG

 

 

Versicherung der gesetzlichen Vertreter

Mit Bezug auf die EU-Transparenzrichtlinie und das niederländische Gesetz über die Finanzaufsicht (Wet op het Financieel Toezicht) bestätigt die Geschäftsführung der Würth Finance Group nach ihrem besten Wissen und Gewissen hiermit, dass der Jahresabschluss für das Geschäftsjahr per 31. Dezember 2019 ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage abbildet und dass der Bericht der Geschäftsführung sowohl die Entwicklung und den Erfolg während des Geschäftsjahres und am Bilanzstichtag als auch das mit dem Geschäft verbundene Risiko in angemessener Art und Weise beschreibt.