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Bericht der Geschäftsführung

Die Welt zahlt für Russlands Krieg in der Ukraine einen hohen Preis. Er ist eine humanitäre Katastrophe. In Verbindung mit Chinas Null-Covid-Politik führte der Krieg die Weltwirtschaft auf einen Pfad mit deutlich langsamerem Wachstum und gleichzeitig hoher Inflation – eine Situation, die es seit den 1970er-Jahren nicht mehr gab. Das BIP-Wachstum schwächte sich 2022 auf rund 2% in den USA und 3% in der Eurozone ab. Viele der am stärksten betroffenen Länder liegen in Europa, das aufgrund der Energieimporte stark durch den Krieg belastet wird. Der Krieg hat auch die Hoffnungen auf ein schnelles Ende der steigenden Inflation durch die Covid-19-bedingten Versorgungsengpässe im Jahr 2021 und Anfang 2022 zunichtegemacht. Hohe Lebensmittel- und Energiepreise und Versorgungsengpässe bedeuten, dass die Verbraucherpreisinflation ihren Höchststand später und auf einem höheren Niveau erreicht als erwartet. Dies zwang die Zentralbanken bei einer stagnierenden Wirtschaftsentwicklung, die Geldpolitik rasch deutlich zu straffen.

Würth-Gruppe

Trotz der instabilen Wirtschaftslage konnte die Würth-Gruppe die Wachstumsdynamik auch im Geschäftsjahr 2022 fortsetzen und verzeichnete gemäss vorläufigen Zahlen eine Umsatzsteigerung von 16,9% auf 19,95 Milliarden Euro. Die einzelnen Regionen zeigten sich durchgehend erfolgreich. Bei den Geschäftsbereichen wiesen die Einheiten Elektronik und Elektrogrosshandel überdurchschnittliche Wachstumsraten auf. Auch wenn der Umsatzerfolg um Inflationseffekte zu korrigieren ist, handelt es sich doch um einen Meilenstein in der Geschichte des Familienunternehmens.

Der eingeschlagene Kurs zur Verbesserung der Leistungen im digitalen Spektrum zeigt Wirkung: Als tragfähige Ergänzung zum klassischen Aussendienst und dem stationären Handel wuchs der Umsatz im E-Business 2022 um rund 21% auf 4,1 Milliarden Euro.

Der drastische Anstieg von Energie- und Rohstoffpreisen führte zu deutlich höheren Einkaufspreisen, die nur teilweise an die Kundinnen und Kunden weitergegeben wurden. Dank einer hohen Auslastung der Kapazitäten sowie weiterer Massnahmen zur Verbesserung der Produktivität gelang es gleichwohl, das Betriebsergebnis gemäss vorläufigen Zahlen um 18,1% auf 1,5 Milliarden Euro zu steigern und damit die Gewinnmarge von 7,5% zu verteidigen. Eine bemerkenswerte Leistung.

Angesichts der Lieferengpässe bei vielen Produktgruppen war die Versorgung der Kunden noch wichtiger als in normalen Zeiten. Dank vieler langjähriger Beziehungen und massiver Anstrengungen im Einkauf und bei der Logistik konnte der Servicegrad als Messgrösse für die zeitgerechte Belieferung der Kunden im Verlauf des Geschäftsjahres 2022 von unter 94% auf über 96% verbessert werden. Dazu beigetragen hatte die Strategie, die Sicherheitsbestände in den Lagern zu erhöhen. Entsprechend erhöhte sich das Net Working Capital im Vergleich zur Umsatzentwicklung überdurchschnittlich.

Die Finanzlage der Würth-Gruppe ist aber weiterhin sehr solide. Dies widerspiegelt sich sowohl in den finanziellen Kennzahlen als auch im bestätigten Rating von Standard & Poor’s (A, outlook stable). Auch der Kapitalmarkt goutierte dies bei der erfolgreichen Emission von zwei Anleihen im Umfang von 600 Millionen Euro bzw. 300 Millionen Schweizer Franken. Das Eigenkapital beträgt per 31. Dezember 2022 7,9 Milliarden Euro, die Eigenkapitalquote 46,0% (vorläufige Zahlen). Mit liquiden Mitteln von rund 1,0 Milliarden Euro und freien, bis 2027 fest zugesagten Kreditlinien über 500 Millionen Euro verfügt die Würth-Gruppe über komfortable Liquiditätsreserven.

Würth Finance Group

Auch die Würth Finance Group hat 2022 ihre Handlungs- und Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Marktbedingungen bewiesen. So hat der Geschäftsbereich Inhouse Banking trotz teilweise beachtlicher Turbulenzen an den Kapitalmärkten eine umfangreiche Refinanzierungsphase erfolgreich realisiert, und die Würth Financial Services AG hat mit dem InsurHub bewiesen, welche Möglichkeiten der digitale Vertrieb von Versicherungsprodukten bietet.

Auch finanziell kann die Würth Finance Group auf ein sehr erfolgreiches Berichtsjahr 2022 zurückblicken. Mit bereinigten Erträgen von 107,0 Millionen Euro konnte erstmals in der Geschichte des Unternehmens der Wert von 100 Millionen Euro übertroffen werden, und dies deutlich. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr beläuft sich auf 17,4 Millionen Euro (+19,4%) und ist hauptsächlich auf eine Verdopplung des Zinsergebnisses im Geschäftsbereich Inhouse Banking zurückzuführen, getragen von einem Anstieg des Kreditvolumens sowie höheren Zinserträgen auf den Liquiditätsanlagen. Der Geschäftsaufwand erhöhte sich um 7,7% von 34,0 Millionen Euro auf 36,7 Millionen Euro. Rund die Hälfte des Anstiegs ist auf Wechselkurseffekte aus der Umrechnung des Betriebsaufwands an den Schweizer Standorten zurückzuführen. Der durchschnittliche Personalbestand wurde stabil gehalten, per 31. Dezember 2022 waren 121 Mitarbeitende (FTE) bei der Würth Finance Group angestellt. Entsprechend verbesserte sich die Produktivität deutlich. Mit einem bereinigten Gewinn vor Steuern von 70,3 Millionen Euro erzielte das Unternehmen ein Rekordergebnis (2021: 55,5 Millionen Euro) und leistete damit einen wesentlichen Beitrag zum Konzernergebnis der Würth-Gruppe.

Details zum Geschäftsverlauf in den Geschäftsbereichen Inhouse Banking und Externe Finanzdienstleistungen wie auch zum Risikomanagement- und Kontrollbericht der Würth Finance Group finden Sie in den entsprechenden Kapiteln. Die Würth Finance Group verfügt über kein eigenes Audit Committee und ist daher in den Audit-Prozess der Würth-Gruppe eingegliedert.

Perspektiven für 2023

Die Inflationsbekämpfung wird zu Recht weiterhin höchste politische Priorität haben. In vielen Ländern, in denen die Inflation nach wie vor hoch ist und weite Teile der Wirtschaft betrifft, werden die Zentralbanken ihre Leitzinsen weiter erhöhen. Schulden werden teurer, was für Unternehmen und Haushalte erhebliche Herausforderungen und Risiken mit sich bringt. Gleichzeitig nimmt der finanzpolitische Handlungsspielraum zunehmend ab: Die Regierungen haben vielerorts ihre finanziellen Möglichkeiten für einen zielgerichteten und zeitlich begrenzten Schutz von Familien und Unternehmen vor dem Energieschock ausgeschöpft. Zudem zeichnet sich bereits ab, dass die Gasversorgung in Europa im Winter 2023/2024 schwierig werden wird.

Zweifellos sind die wirtschaftlichen Aussichten schwierig: Die OECD prognostiziert für die Volkswirtschaften in den USA und der Eurozone im Jahr 2023 lediglich ein minimales Wachstum von jeweils ca. 0,5%. Der Ukrainekrieg löst aber auch vielfältige Veränderungen aus, die bis vor Kurzem nicht möglich waren. Die rapide Zunahme von Investitionen in die Energiesicherheit, die Diversifizierung der Energieversorgung und die Förderung erneuerbarer Energien sind Beispiele dafür. Insofern führt die aktuelle Krise auch zu einer beschleunigten Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft, was auch Chancen bietet. Zudem haben im ersten Quartal 2023 die Materialknappheit in der Industrie und die Engpässe in vielen Branchen begonnen, sich graduell zu entspannen.

Es bleibt abzuwarten, wie sich das Konsumverhalten sowie die Energiepreise entwickeln und welche Auswirkungen die Aufhebung der Null-Covid-Strategie Chinas auf die Lieferketten hat. Sich an diese fragilen Rahmenbedingungen anzupassen, bleibt für die Würth-Gruppe die zentrale Aufgabe. Bis zum Ende des ersten Quartals 2023 wurde möglicherweise der zyklische Höchststand bei der Inflation überschritten und der Tiefststand beim Wirtschaftswachstum überwunden. Deshalb handelt das Unternehmen weiterhin mit Bedacht, verliert die Marktchancen nicht aus den Augen und nimmt die Dynamik aus dem vergangenen Jahr mit in das Geschäftsjahr 2023. Investitions-, Akquisitions- und Entwicklungsprojekte werden an den jeweiligen Märkten und den Wachstumszielen für die nächsten Jahre ausgerichtet und an die Konjunkturgeschwindigkeit angepasst.

Bei der Würth Finance Group führt der intensive Wettbewerb am Markt für Versicherungs- und Finanzdienstleistungen zu einem stetigen Margendruck und verlangt kontinuierliche Effizienzsteigerungen im Betrieb. Gleichzeitig ergeben sich aus dem Wandel der Versicherungs- und Finanzmärkte langfristige Wachstumschancen, an denen sich die Würth Finance Group orientiert. Entsprechend erfolgen in den Geschäftsbereichen Inhouse Banking und Externe Finanzdienstleistungen kontinuierlich Investitionen in die Weiterentwicklung und Digitalisierung des Geschäftsmodells – ohne dabei den Umfang und die Qualität des Kundenservice zu vernachlässigen. Der Schutz von Vermögenswerten, beispielsweise vor Cyberangriffen, und die Erfüllung der regulatorischen Anforderungen bilden für Finanz- und Versicherungsdienstleister wichtige Voraussetzungen für einen nachhaltig erfolgreichen Geschäftsbetrieb. Die Würth Finance Group verfügt über die notwendige kritische Grösse und die Organisation, um ein effektives und effizientes IT-Risiko- und Compliance-Management sicherzustellen.

Insgesamt rechnet die Geschäftsführung der Würth Finance Group im laufenden Jahr mit einer stabilen Entwicklung des Geschäftsvolumens, aber geringeren Erträgen als im Rekordjahr 2022 und einem Betriebsergebnis auf dem Niveau der Jahre 2019 bis 2021.

Danksagung

Die Geschäftsführung der Würth Finance Group ist mit den im Geschäftsjahr 2022 erreichten Ergebnissen sehr zufrieden und bedankt sich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich für ihren grossen Beitrag zum Erfolg. Der Dank gilt auch unseren Kundinnen und Kunden, Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartnern, die durch ihr Vertrauen den Erfolg der Würth Finance Group erst ermöglicht haben. Wir freuen uns auf die weitere gute Zusammenarbeit im Jahr 2023.

Roman Fust

Geschäftsführer
Würth Finance International B.V.

Adrian Parpan

Geschäftsführer
Würth Financial Services AG

Versicherung der gesetzlichen Vertreter

Mit Bezug auf die EU-Transparenzrichtlinie und das niederländische Gesetz über die Finanzaufsicht (Wet op het Financieel Toezicht) bestätigt die Geschäftsführung der Würth Finance Group nach ihrem besten Wissen und Gewissen hiermit, dass der Jahresabschluss für das Geschäftsjahr per 31. Dezember 2022 ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage abbildet und dass der Bericht der Geschäftsführung sowohl die Entwicklung und den Erfolg während des Geschäftsjahres und am Bilanzstichtag als auch das mit dem Geschäft verbundene Risiko in angemessener Art und Weise beschreibt.