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Bericht der Geschäftsführung

Dass die Welt in den letzten drei Jahren volatiler geworden ist, ist bestenfalls eine Untertreibung. Nach der Pandemie und dem (andauernden) Krieg in der Ukraine hat der Ausbruch des Krieges im Nahen Osten eine weitere Krise mit globalen Auswirkungen ausgelöst, die über die menschliche Tragödie der direkt Beteiligten hinausgehen. Die Spannungen zwischen den USA und China bleiben die ganze Zeit über hoch, und die immer noch andauernde Lebenshaltungskostenkrise hat die hohe Risikoprämie der geopolitischen Umstände aufrechterhalten und noch verstärkt. Die Weltwirtschaft sieht sich weiterhin mit den Herausforderungen der Inflation und der niedrigen Wachstumsaussichten konfrontiert. Das BIP-Wachstum war im Jahr 2023 insbesondere in den USA zwar etwas stärker als erwartet, schwächt sich nun aber aufgrund der restriktiveren Finanzierungsbedingungen, des schwachen Handelswachstums und des geringeren Geschäfts- und Verbrauchervertrauens in Europa und Nordamerika ab. Die Inflationswerte sind zügig gefallen und haben sich auf die Zielwerte der Zentralbanken zubewegt. Entsprechend konnten diese ihren Zinserhöhungszyklus im Herbst 2023 beenden.

Würth-Gruppe

Wie erwartet wirkte sich die stagnierende Konjunkturentwicklung im Verlauf des Geschäftsjahres 2023 immer stärker auf die Würth-Gruppe aus. Gleichwohl verzeichnete das Unternehmen gemäss vorläufigen Zahlen ein Umsatzwachstum von 2,4% auf rund 20,4 Milliarden Euro. Der für die Würth-Gruppe wichtige Bausektor zeigte eine gedämpfte Umsatzentwicklung, die jedoch von anderen Geschäftseinheiten wie dem Elektrogrosshandel kompensiert werden konnte.

Höhere Energiepreise, Preissteigerungen für Dienstleistungen und inflationsbedingte Lohnsteigerungen erhöhten den Betriebsaufwand im Geschäftsjahr 2023 stärker als den Umsatz. Entsprechend konnte der Gewinn nicht mit der Umsatzentwicklung Schritt halten. Mit 1.400 Millionen Euro wurde gleichwohl das zweitbeste Betriebsergebnis der Unternehmensgeschichte erreicht.

Im Geschäftsjahr 2022 war für den Unternehmenserfolg die Lieferfähigkeit entscheidend, weshalb die Lagerbestände überdurchschnittlich stark erhöht wurden. Im Berichtsjahr entspannte sich die Versorgungssituation rasch und der Servicegrad verbesserte sich. Gleichzeitig konnten das Einkaufsverhalten normalisiert und die Sicherheitsbestände reduziert werden.

Diese Entwicklung hatte sehr positive Auswirkungen auf den operativen Cashflow und die Netto-Finanzverbindlichkeiten der Würth-Gruppe. Mit zentral von der Würth Finance Group gehaltenen liquiden Mitteln von rund 1.200 Millionen Euro und freien, bis 2028 fest zugesagte Kreditlinien über 500 Millionen Euro verfügt die Würth-Gruppe über komfortable Liquiditätsreserven.

Würth Finance Group

Die Entwicklung des Kerngeschäfts der Würth-Gruppe hinterliess im Geschäftsbereich Inhouse Banking der Würth Finance Group ihre Spuren: Ausgelöst durch den Abbau der Lagerbestände stagnierte das Zahlungsvolumen im Vergleich zum Vorjahr erwartungsgemäss. Dank der höheren Zinssätze nahmen die Erträge aus den Nettoausleihungen an Konzerngesellschaften und Liquiditätsanlagen deutlich zu, während der Zinsaufwand dank der bestehenden Anleihenfinanzierungen mit festen Zinssätzen relativ stabil gehalten werden konnte. Dies führte zu einem deutlichen Anstieg des Zinsergebnisses von 29,6 Millionen Euro auf 50,8 Millionen Euro. Die Würth Financial Services AG blieb mit ihrem Versicherungsbrokerage auf solidem Wachstumspfad und konnte die Provisionseinnahmen um 6% steigern.

Mit 134,7 Millionen Euro konnte die Würth Finance Group die bereinigten Erträge gegenüber dem bereits hohen Vorjahreswert noch einmal um 27,8 Millionen Euro steigern. Der Anstieg ist hauptsächlich auf die bereits erwähnte Verbesserung des Zinsergebnisses im Geschäftsbereich Inhouse Banking zurückzuführen. Der Geschäftsaufwand erhöhte sich um 11,9% von 36,7 Millionen Euro auf 41,0 Millionen Euro. Dazu beigetragen haben gestiegene IT-Kosten für den Betrieb und Digitalisierungsprojekte, Preissteigerungen von Dienstleistern sowie ein höherer Personalaufwand. Dieser ist bedingt durch Lohnerhöhungen und einen leichten Ausbau der durchschnittlichen personellen Ressourcen. Per 31. Dezember 2023 waren 120 Mitarbeitende (FTE) bei der Würth Finance Group angestellt. Mit einem bereinigten Gewinn vor Steuern von 93,7 Millionen Euro erzielte das Unternehmen ein Rekordergebnis (2022: 70,3 Millionen Euro).

In einem herausfordernden Marktumfeld gelang es der Würth Finance Group im Jahr 2023, sich erfolgreich an den Finanzmärkten zu positionieren und ihr Profil als innovative Anbieterin digitaler Versicherungslösungen in der Schweiz deutlich zu stärken. An den verschiedenen Unternehmensstandorten ist die Würth Finance Group als interessante, verlässliche und erfolgreiche Arbeitgeberin mit modernen und flexiblen Arbeitsbedingungen bekannt und geschätzt.

Details zum Geschäftsverlauf in den Geschäftsbereichen Inhouse Banking und Externe Finanzdienstleistungen wie auch zum Risikomanagement- und Kontrollbericht der Würth Finance Group finden Sie in den entsprechenden Kapiteln. Die Würth Finance Group verfügt über kein eigenes Audit Committee und ist daher in den Audit-Prozess der Würth-Gruppe eingegliedert.

Perspektiven für 2024

Die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und die relativ restriktiven Finanzierungsbedingungen zeigen, dass in den nächsten Monaten im besten Fall eine sanfte Landung der Wirtschaft gelingt, bevor in der zweiten Jahreshälfte eine leichte Erholung möglich ist. Erhöhte geopolitische Spannungen aufgrund des Konflikts nach den Terroranschlägen der Hamas auf Israel tragen erneut zur Unsicherheit über die kurzfristigen Aussichten bei. Dies könnte zu erheblichen Störungen an den Energiemärkten und wichtigen Handelsrouten führen, die das Wachstum verlangsamen. Für das gesamte Kalenderjahr 2024 prognostiziert die OECD ein Wachstum von lediglich 0,6% im Euroraum.

Die Teuerungsraten dürften weiter zurückgehen, die Kerninflation wird aber hartnäckig über den Zielwerten der Zentralbanken verharren. Deshalb muss die Geldpolitik restriktiv bleiben, bis es klare Anzeichen dafür gibt, dass der Inflationsdruck dauerhaft abnimmt, die Inflationserwartungen weiter sinken und das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf den Arbeits- und Produktmärkten wiederhergestellt ist. Deshalb bleibt der Spielraum für Leitzinssenkungen vermutlich bis weit ins Jahr 2024 hinein eingeschränkt, auch wenn die Leitzinsen in Europa und den USA ihren Höchststand erreicht haben.

Die Regierungen sehen sich einem zunehmenden fiskalischen Druck durch hohe Schuldenlasten und zusätzliche Ausgaben für die alternde Bevölkerung, die Klimawende und die Verteidigung ausgesetzt. Kurzfristig sind stärkere Anstrengungen erforderlich, um Spielraum für den künftigen Ausgabendruck zu schaffen; fiskalische Unterstützungsmassnahmen, einschliesslich der verbleibenden Energiestützungsregelungen, sollten zurückgezogen oder gezielter auf die Bedürftigsten ausgerichtet werden.

Nach rund drei Jahren mit zweistelligem Umsatzwachstum rechnet die Würth-Gruppe in ihrem Kerngeschäft im ersten Halbjahr 2024 mit stagnierenden Umsätzen. Dem konjunkturellen Gegenwind begegnet das Unternehmen mit einem reduzierten Tempo beim Ausbau der personellen Kapazitäten, einem strikten Net Working Capital Management und einem disziplinierten Investitionsverhalten, bei dem wachstumsorientierte Projekte und Kapazitätsausweitungen nur schrittweise realisiert werden. Keine Nachteile und Kompromisse wird es hingegen bei den auf die Kunden ausgerichteten Leistungen geben: Diese und deren Bedürfnisse bleiben konsequent im Fokus des Handelns.

Die Kunden der Würth Finance Group sind vielfältigen Herausforderungen und Risiken ausgesetzt, die sich dynamisch verändern. Mit ihren Finanz- und Versicherungsprodukten, Dienstleistungen und Kompetenzen bietet die Würth Finance Group Lösungen für das Risikomanagement, die Vorsorgeplanung und den Schutz von Vermögenswerten vor potenziellen Schäden. Sie begleitet und unterstützt und engagiert sich für ihre Kunden langfristig. An den Kundenbedürfnissen und dem steten Wandel der Versicherungs- und Finanzmärkte orientiert sich die Würth Finance Group auch 2024. Entsprechend erfolgen in den Geschäftsbereichen Inhouse Banking und Externe Finanzdienstleistungen kontinuierlich Investitionen in die Weiterentwicklung der Lösungen und die Digitalisierung des Geschäftsmodells. Angesichts der relativ schwachen Konjunkturprognosen für die erste Jahreshälfte rechnet die Geschäftsführung der Würth Finance Group im laufenden Jahr mit einer nur moderaten Steigerung des Geschäftsvolumens und einem gegenüber dem Rekordjahr 2023 leicht niedrigeren Betriebsergebnis.

Danksagung

Die Geschäftsführung der Würth Finance Group ist mit den im Geschäftsjahr 2023 erreichten Ergebnissen sehr zufrieden und bedankt sich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich für ihren grossen Beitrag zum Erfolg. Der Dank gilt auch unseren Kundinnen und Kunden, Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartnern, die durch ihr Vertrauen den Erfolg der Würth Finance Group erst ermöglicht haben. Wir freuen uns auf die weitere gute Zusammenarbeit im Jahr 2024.

Roman Fust

Geschäftsführer
Würth Finance International B.V.

Adrian Parpan

Geschäftsführer
Würth Financial Services AG

Versicherung der gesetzlichen Vertreter

Mit Bezug auf die EU-Transparenzrichtlinie und das niederländische Gesetz über die Finanzaufsicht (Wet op het Financieel Toezicht) bestätigt die Geschäftsführung der Würth Finance Group nach ihrem besten Wissen und Gewissen hiermit, dass der Jahresabschluss für das Geschäftsjahr per 31. Dezember 2023 ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage abbildet und dass der Bericht der Geschäftsführung sowohl die Entwicklung und den Erfolg während des Geschäftsjahres und am Bilanzstichtag als auch das mit dem Geschäft verbundene Risiko in angemessener Art und Weise beschreibt.