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Risikomanagement und Kontrolle

1 Risikokultur

Das Eingehen von Risiken ist seit jeher Bestandteil jeder unternehmerischen Tätigkeit. Als weltweit aktives Unternehmen ist die Würth-Gruppe fortlaufend Risiken ausgesetzt, die sowohl durch ihre eigenen Handlungen oder Unterlassungen als auch aufgrund von externen Faktoren entstehen können. Untrennbar verbunden mit der unternehmerischen Tätigkeit der Würth-Gruppe ist daher ein bewusster, systematischer Ansatz beim Umgang mit Chancen und Risiken.

 

Die dezentrale Struktur der Würth-Gruppe stellt einen grossen Vorteil dar, insbesondere da die wirtschaftliche Entwicklung in den einzelnen Ländern, in denen Würth aktiv ist, sehr unterschiedlich verläuft. Durch die internationale Ausrichtung ihrer Geschäftstätigkeit ist die Würth-Gruppe jedoch den politischen Risiken der einzelnen Wirtschaftsregionen ausgesetzt. Compliance-Risiken haben aufgrund restriktiver Rechtsvorschriften für nationale und internationale Transaktionen im Zusammenhang mit Waren, Dienstleistungen, Zahlungen, Kapital, Technologie, Software und anderen Arten von geistigem Eigentum ebenfalls an Bedeutung gewonnen. Die Würth-Gruppe strebt die Einhaltung aller für ihre Geschäftstätigkeit geltenden nationalen und internationalen Vorschriften und Verwaltungsbestimmungen an. Dies gilt für den Umgang mit Kunden und Lieferanten, Mitarbeitenden, Konkurrenten, sonstigen Geschäftspartnern und öffentlichen Behörden.

 

Vor diesem Hintergrund ist zur Erfüllung der Unternehmensziele ein systematisches Risikomanagement von wesentlicher Bedeutung. Die Risiko- und Chancenpolitik der Würth-Gruppe soll zum Erreichen der mittelfristigen finanziellen Ziele beitragen und ein nachhaltiges, langfristiges Wachstum gewährleisten. Zu diesem Zweck hat die Würth-Gruppe ein System etabliert, das unternehmerische Chancen und Risiken identifiziert, anhand eines standardisierten Systems beurteilt, gegeneinander abwägt und kommuniziert.

 

Die Konzernführung der Würth-Gruppe trägt die Gesamtverantwortung für das gruppenweite Risikomanagement und legt die Grundsätze der Risikopolitik und -strategie der Würth-Gruppe fest. Die Verantwortung für die Umsetzung eines funktionsfähigen und effizienten Risikomanagementsystems liegt bei der jeweiligen Geschäftsführung. Sie wird vom Risikomanager der Würth-Gruppe unterstützt, welcher der Konzernführung unmittelbar untersteht und die Risikomanagementverfahren auf Gruppenebene koordiniert. Der Risikomanager arbeitet eng mit dem Risiko-Controller des Beirats der Würth-Gruppe zusammen, welcher der Vorsitzenden des Beirats unmittelbar unterstellt ist.

 

Die Würth-Gruppe fördert gezielt eine aktive Risikokultur. Die Erwartungen bezüglich der Risikokultur werden von der Geschäftsführung oder den verantwortlichen Mitarbeitenden in den Bereichen Compliance, Controlling, Informationssicherheit, IT-Sicherheit und Datenschutz regelmässig kommuniziert. Die Mitarbeitenden auf allen Ebenen werden dazu angehalten, Verantwortung für die Identifizierung und Eskalation von Risiken zu übernehmen und ungeeignete Massnahmen abzulehnen. Durch interne Kontrollsysteme, Anweisungen und Schulungen wird sichergestellt, dass die Mitarbeitenden über den aktuellen Stand der Gesetzgebung informiert sind und ihren Beitrag zur Identifizierung und zum richtigen Umgang mit Risiken leisten.

2 Rahmenbedingungen der Risikogovernance

2.1 Governance

Die Rahmenbedingungen der Würth-Gruppe für die Risikogovernance stützen sich auf das Modell der drei Verteidigungslinien («three lines of defence») als funktionierendes Kontroll- und Überwachungssystem. Dabei werden die Unternehmensrisiken von drei unabhängigen Ebenen bewirtschaftet, die sicherstellen, dass die Risiko- und Kontrollverfahren ordnungsgemäss funktionieren.

 

Die erste Verteidigungslinie besteht aus allen Funktionen, die für die Umsetzung des Tagesgeschäfts verantwortlich sind. Als Risikoverantwortliche sind sie dafür zuständig, Risiken in den Geschäftsprozessen zu identifizieren und zu analysieren, angemessene Kontrollen zur Steuerung der Risiken anzuwenden und ihre Effizienz zu testen. Durch die erste Verteidigungslinie sollen alle mit der Geschäftstätigkeit einhergehenden Risiken frühzeitig verhindert oder erkannt und korrigiert werden.

 

Im Gegensatz dazu dient die zweite Verteidigungslinie hauptsächlich dazu, die erste Verteidigungslinie zu kontrollieren und zu überwachen. Sie übernimmt verschiedene Aufgaben zur Beaufsichtigung und Kontrolle des operativen Risikomanagements und stellt sicher, dass es ordnungsgemäss funktioniert. Die Verantwortung für die zweite Verteidigungslinie wird Kontrollfunktionen wie Compliance und Controlling übertragen.

 

Die dritte Verteidigungslinie ist die unabhängige interne Revision. Sie führt im Auftrag des Aufsichtsrats risikoorientierte Abschlussprüfungen durch und agiert unabhängig von den beiden ersten Verteidigungslinien und der Geschäftsführung. Auf diese Weise kann die dritte Verteidigungslinie die Verfahren und Risiken der ersten und zweiten Verteidigungslinie verstehen und die internen Kontrollmechanismen objektiv beurteilen.

 

2.2 Rahmenbedingungen

Gegenseitiges Vertrauen, Vorhersehbarkeit, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit nach innen wie nach aussen sind Grundprinzipien, die tief in der Unternehmenskultur und -philosophie der Würth-Gruppe verankert sind. Dies setzt nicht nur die Einhaltung aller geltenden Gesetze und internen Vorschriften voraus, sondern bedeutet auch, den Mitarbeitenden die richtige Denkweise zu vermitteln, und ist damit der Schlüssel zum nachhaltigen Unternehmenserfolg der Würth-Gruppe. Umfassende interne Richtlinien, die im Handbuch Policies and Procedures (PAP) zusammengefasst sind, setzen diese Grundprinzipien in Beschreibungen der Aufbau- und Ablauforganisation um und legen konkrete Regeln und Verhaltensweisen fest.

 

Dank des gruppenweiten Würth Informations Systems, eines wesentlichen Bestandteils des internen Kontroll- und Risikomanagementsystems, werden alle zur Steuerung der Würth-Gruppe notwendigen Leistungskennzahlen zeitnah dargestellt und stehen der Konzernführung und den Geschäftsbereichsleitern auf der Basis standardisierter monatlicher Berichte zur weiteren Auswertung zur Verfügung.

 

Gruppenweite, systembasierte Kontrollmechanismen wie Validierung und Gegenproben optimieren die Qualität der Informationen, die als Entscheidungsgrundlage dienen. Die gruppenweite Onlineplattform für die Jahresabschlüsse der Einheiten der Würth-Gruppe ist nicht nur effizient, sondern verhindert darüber hinaus Übertragungsfehler, stellt die einheitliche Darstellung von Informationen sicher und umfasst zahlreiche Plausibilitätsprüfungen, ohne welche die Informationen nicht weitergegeben werden können. Die Plattform gewährleistet ferner die einheitliche Umsetzung von Änderungen an der Finanzberichterstattung der gesamten Würth-Gruppe. Datenänderungen werden durch die Nutzung von Prüfziffern und einem System von IT-Zugangsberechtigungen verhindert. Zur Konsolidierung wird Standardsoftware verwendet. Änderungen an den Systemeinstellungen werden zentral protokolliert. Die Monats- und Jahresberichte der Würth Konzerngesellschaften unterliegen ebenso wie der Konzernabschluss regelmässig automatischen Beurteilungsmechanismen. Auch im PAP sind interne Verfahrensanweisungen ausgeführt.

 

Interne Veröffentlichungen und Schulungen umfassen detaillierte Vorschriften über die Finanzberichterstattung. Die Einhaltung dieser Vorschriften wird von der zentralen Revisionsstelle regelmässig überprüft. Externe Spezialisten werden zur Klärung der buchhalterischen Folgen rechtlicher und steuerlicher Fragen herangezogen. Die Pensions- und sonstigen Verpflichtungen werden von externen Aktuaren berechnet. Zentrale und lokale Schulungen für die Leiter der Finanzabteilungen gewährleisten ebenfalls, dass alle an der Finanzberichterstattung beteiligten Mitarbeitenden mit der aktuellen Gesetzgebung und den für sie massgeblichen Informationen vertraut sind.

 

Die Würth Finance International B.V. ist in die Würth-Gruppe eingebettet und hat Zugang zu dem oben erwähnten gruppenweiten Risikomanagementsystem. Die Gesellschaft ist einer Vielzahl von Risiken ausgesetzt, die mit den Tätigkeiten der Geschäftsbereiche Inhouse Banking und Externe Finanzdienstleistungen in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Die bedeutendsten Risikoarten, welche die Gruppe betreffen, sind Kreditrisiken (einschliesslich Ausfallrisiken), Liquiditätsrisiken, Marktrisiken (einschliesslich Wechselkurs-, Zinsänderungs- und Effektenkursrisiken) sowie operationelle Risiken.

 

Die meisten finanziellen Risiken der Würth-Gruppe werden zentral von der Würth Finance International B.V. gemessen, überwacht und kontrolliert. Die Gesellschaft verfolgt im Rahmen ihrer risikoorientierten Unternehmensführung eine konservative Risikopolitik. Sie verzichtet auf Transaktionen mit unwägbaren Risiken und geht quantifizierbare Risiken nur innerhalb von klar festgelegten Limiten ein. Dieser Grundsatz bildet das Fundament der Risikopolitik und bietet Richtlinien für Geschäftsentscheidungen. Das übergeordnete Ziel besteht nicht darin, alle Risiken zu eliminieren, sondern ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Risiko und Rendite zu erreichen.

 

Die Grundsätze und Methoden zur Messung finanzieller Risiken, Limiten und für die Steuerung finanzieller Risiken zulässiger Instrumente sowie die Gestaltung eines wirksamen Informations- und Berichterstattungssystems sind in einem separaten Reglement zum finanziellen Risikomanagement festgelegt. Sie sind bei allen finanziellen Transaktionen einzuhalten. Diese Rahmenbedingungen umfassen eine detaillierte Liste des vom Aufsichtsrat der Würth Finance International B.V. genehmigten maximalen Risikoengagements. Ein wesentlicher Aspekt der Rahmenbedingungen ist ein System festgelegter, verpflichtender Limiten und zulässiger Finanzinstrumente.

 

Die Würth Finance Group (WFG) hat ein internes Kontrollsystem etabliert. Durch die Selbstverpflichtung, bestimmte Verfahren, Routinen und Funktionen in vorgegebenen Intervallen zu prüfen und die Elimination identifizierter Fehlerquellen zu überwachen, kann die WFG sich im Voraus gegen finanzielle Verluste und Haftungsrisiken schützen. Das interne Kontrollsystem soll die Richtigkeit und Zuverlässigkeit der Rechnungslegung gewährleisten. Es umfasst Grundsätze, Verfahren und Messungen, um die Effektivität und Effizienz der Rechnungslegung zu gewährleisten. Das Ziel des internen Kontrollsystems besteht in erster Linie darin, sicherzustellen, dass alle Geschäftsvorfälle gemäss gesetzlichen Vorschriften und Standards sowie sonstigen internen Richtlinien richtig und vollständig erfasst, verarbeitet und dokumentiert werden.

 

Die Grundsätze zum Umgang mit operationellen Risiken sind in mehreren umfassenden Richtlinien und Verfahrensweisen verankert, in denen festgelegt ist, wie Mitarbeitende ihre Aufgaben ausführen sollten. Das strategische Ziel eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen Risiko und Rendite wird laufend durch Anwendung einer Kosten-Nutzen-Analyse verfolgt. Jeder Geschäftsbereich übernimmt die Verantwortung für seine operationellen und Compliance-Risiken und für die Anwendung angemessener Verfahrensweisen zur Bewirtschaftung dieser Risiken. Die Einheiten werden durch die für operationelle Risiken und Compliance zuständigen Teams der zweiten Verteidigungslinie unterstützt, die für die unabhängige Risikoüberwachung zuständig sind.

3 Finanzielle Risiken und Chancen

Nähere Angaben zu Risiken aus Finanzinstrumenten und deren Management sind in Anhang 18 und in den Erläuterungen des separaten Finanzberichts (siehe Downloads) zu finden.

3.1 Kreditrisiko

Das Kreditrisiko ist definiert als Risiko eines finanziellen Verlusts, verursacht von einer Gegenpartei, die ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommt, oder von einer Verschlechterung der Bonität der Gegenpartei. Bei einem Ausfall erleidet die WFG einen Verlust in Höhe des geschuldeten Betrags abzüglich wiedergewonnener Beträge. Das maximale Kreditrisiko entspricht dem Wert sämtlicher finanzieller Aktiven, Eventualverbindlichkeiten und nicht beanspruchter, unwiderruflicher Kreditzusagen, die im Jahresabschluss ausgewiesen werden.

 

Angesichts der Art ihres Kerngeschäfts überwacht die WFG das Ausfallrisiko von Gegenparteien bei allen Tätigkeiten, die bedeutende Risiken bergen.

 

Zur weitestgehenden Minderung des Kreditrisikos hat die WFG ihre Risikobereitschaft dahingehend begrenzt, dass sie ausschliesslich Geschäftsbeziehungen mit erstklassigen externen Gegenparteien eingeht. Für jede Ratingstufe werden verbindliche Gegenparteilimiten festgelegt. Ziel ist jedoch, nur Geschäftsbeziehungen mit Banken einzugehen, die ein Mindestrating von BBB von Standard & Poor‘s erhalten haben (was einem Rating von Baa von Moody’s und BBB von Fitch entspricht). Die Bonitäten aller Bankbeziehungen der Würth-Gruppe werden durch die tägliche Überwachung der Ratings und Änderungen des Ausblicks kontrolliert. Eine Rating-Herabstufung führt zu einer Senkung der Kreditlimiten und zur umgehenden Verringerung oder Schliessung und zur Übertragung offener Transaktionen an andere Banken. 2020 kam es zu vier Rating-Herabstufungen, die keinen Einfluss auf die bei den Gegenparteien offenen Transaktionen hatten.

 

Mit allen externen Gegenparteien für Finanzderivattransaktionen hat die WFG ISDA-Rahmenverträge abgeschlossen, einschliesslich eines Credit Support Annex, der den regelmässigen Barausgleich des Netto-Barwerts der ausstehenden Transaktionen gewährleistet. Die Gegenparteirisiken aus dem Delkredere-Geschäft werden zu 100% an Versicherungsgesellschaften abgetreten.

 

Allen Würth Konzerngesellschaften wird von der Konzernführung der Würth-Gruppe eine Kreditlimite eingeräumt. Die Würth Finance International B.V. überwacht monatlich die Einhaltung dieser Limiten. Im Falle eines fortdauernden Verstosses gegen die Kreditlimite ist die Konzernführung der Würth-Gruppe verpflichtet, eine neue Kreditlimite einzuräumen. Solche Kreditlimitüberschreitungen gab es im Berichtsjahr wiederholt. Die Konzernführung passte die Kreditlimiten in der Folge an. Für allfällige Kreditrisiken in Bezug auf Ausleihungen gegenüber einzelnen Würth Konzerngesellschaften mit negativem Eigenkapital per 31. Dezember bestehen Patronatserklärungen der übergeordneten Muttergesellschaft.

3.2. Liquiditätsrisiken

Die WFG definiert das Liquiditätsrisiko als das Risiko, eingegangene Zahlungsverpflichtungen nicht vollständig oder fristgerecht erfüllen zu können. Zudem besteht das Risiko, dass eine Refinanzierung nicht oder nur zu höheren Marktzinssätzen durchgeführt werden kann (Liquiditätsschutz oder Refinanzierungsrisiko).

 

Die WFG ist die Hauptfinanzierungsgesellschaft der Würth-Gruppe und bewirtschaftet in dieser Funktion die Liquiditätsrisiken gemäss den protokollierten strategischen Handlungsvorgaben der Konzernführung. Ausserdem trägt sie zur Optimierung des Finanzergebnisses bei, indem sie Marktchancen zielgerichtet nutzt.

 

Wichtigstes Ziel der Würth-Gruppe und ihrer entsprechend ausgerichteten Risikobereitschaft ist die Sicherstellung der jederzeitigen Zahlungsfähigkeit, auch in ausserordentlichen Situationen.

 

Die hohe internationale Kreditwürdigkeit der Würth-Gruppe (Standard & Poor’s beurteilt die langfristigen Verbindlichkeiten mit einem Rating von A) erlaubt der WFG die günstige Beschaffung von Finanzmitteln an den internationalen Kapitalmärkten. Zur Deckung eventueller Liquiditätsbedürfnisse auch in ausserordentlichen Situationen verfügt die WFG zusätzlich über von verschiedenen Banken zugesicherte Kreditlinien. Der Umfang und die Bewirtschaftung dieser Liquiditätsreserven erfolgt auf Basis der jährlichen Finanzmittelbedarfsplanung der Würth-Gruppe.

 

Für die Messung, Analyse, Überwachung und Berichterstattung der Liquiditätsrisiken erstellt die WFG täglich eine Liquiditätsübersicht und erstattet monatlich Bericht an die Geschäftsführung der Würth-Gruppe über die aktuelle Liquidität und Verschuldung der gesamten Würth-Gruppe.

 

In der Berichtsperiode waren sämtliche Finanzmittelanforderungen erfüllt.

3.3 Marktrisiko

Ein Grossteil der Geschäftsaktivitäten der WFG unterliegt dem Marktrisiko, das heisst dem Risiko, dass sich der Fair Value der Handels- und Anlagepositionen verändert. Dieses Risiko kann sich aus Veränderungen bei den Wechselkursen, Zinssätzen und Wertschriftenpreisen ergeben.

 

Eines der Hauptziele der Bewirtschaftung der Marktrisiken besteht darin sicherzustellen, dass das Risiko der genehmigten Risikobereitschaft entspricht und hinsichtlich der definierten Strategie angemessen ist.

 

Für die Steuerung des Marktpreisrisikos werden sowohl bilanzielle als auch ausserbilanzielle Finanzinstrumente eingesetzt. Vor Abschluss neuer Finanztransaktionen müssen jeweils die Einhaltung der vorgeschriebenen Limiten und die Zulässigkeit der derivativen Finanzinstrumente geprüft werden. Die Einhaltung der Limiten wird täglich überwacht.

 

Die festgelegten Limiten wurden in der Berichtsperiode nicht überschritten.

3.3.1 Wechselkursrisiko

Unter dem Wechselkursrisiko versteht die WFG das Verlustrisiko auf Nettovermögenswerten durch Wechselkursschwankungen zwischen den Transaktionswährungen und der Bilanzwährung Euro.

 

Die Geschäftstätigkeit des Inhouse Bankings unterliegt dem Wechselkursrisiko, derweil das Versicherungsbrokerage-Geschäft nur einem Translationsrisiko unterliegt, das sich aus der Umwandlung von auf Schweizer Franken lautenden Geschäftstransaktionen in die Konsolidierungswährung Euro ergibt.

 

Zur Bewirtschaftung des Wechselkursrisikos werden individuell für jede Währung oder Währungsgruppe Limiten festgesetzt. Diese Limiten sind als offene Nettopositionen gegenüber der Bilanzwährung Euro zu betrachten. Die Positionen werden täglich bewertet und überwacht.

 

Um die Wechselkursrisiken beurteilen zu können, werden der absolute Betrag der offenen Fremdwährungspositionen und die Veränderungen in ihrer Ertragsentwicklung berücksichtigt. Zu diesem Zweck werden alle Fremdwährungspositionen täglich zu Marktkursen bewertet (marked to market), wobei die Gesamtposition 50 Millionen Euro nicht überschreiten dürfen.

 

Zur Steuerung des Wechselkursrisikos setzt die WFG Kassageschäfte, Devisentermingeschäfte, Cross-Currency-Swaps und Devisenoptionen mit Drittparteien ein.

 

Die festgelegten Limiten wurden in der Berichtsperiode nicht überschritten.

3.3.2 Zinsrisiko

Das Zinsrisiko ist das Risiko von Verlusten, die sich aus Zinssatzänderungen in allen Währungen ergeben können. Zinsrisiken ergeben sich dabei aus Bilanzpositionen wie Ausleihungen, finanziellen Vermögenswerten zum Fair Value, Verbindlichkeiten gegenüber nahestehenden Unternehmen und Banken sowie derivativen Finanzinstrumenten, einschliesslich solcher, die zu Absicherungszwecken eingesetzt werden. Diese Positionen können je nach buchhalterischer Behandlung Auswirkungen auf die Gesamtergebnisrechnung oder die Gewinn- und Verlustrechnung haben. Ein grosser Anteil der Ausleihungen an die Konzerngesellschaften der Würth-Gruppe wird mittels festverzinslicher Anleihen refinanziert, die zum Teil ähnliche Laufzeiten und Zinsbindungen aufweisen.

 

Zur Absicherung der Zinsrisiken werden neben dem Matching von Bilanzpositionen derivative Finanzinstrumente wie Forward Rate Agreements, Zinsswaps, Swaptions, Caps/Floors und Cross-Currency Swaps genutzt. Die Limite für diese derivativen Finanzinstrumente liegt beim Nominalbetrag von 700 Millionen Euro und wurde in der Berichtsperiode nicht überschritten.

 

Die Zinsrisiken werden anhand von Gap- und Sensitivitätsanalysen, Durationsanalysen für die wichtigsten Zinssätze und Barwertberechnungen ermittelt.

 

Die Risikobereitschaft der WFG mit Blick auf das Zinsrisiko definiert sich über die Barwertsensitivität sämtlicher bilanziellen und ausserbilanziellen Engagements gegenüber einer negativen Zinssatzveränderung um 100 Basispunkte in Prozenten des Eigenkapitals.

 

Die vom Aufsichtsrat festgelegten Limiten wurden in der Berichtsperiode nicht überschritten.

3.3.3 Effektenrisiko

Das Effektenkursrisiko ist das Risiko finanzieller Verluste aufgrund von Kursänderungen von (börsenkotierten) Effekten. Zur Beurteilung des Effektenkursrisikos wird der absolute Betrag der Wertschriftenpositionen berücksichtigt. Sämtliche Positionen werden zu Marktpreisen (marked to market) bewertet.

 

Die WFG verfolgt eine konservative Anlagepolitik, die sowohl Anlagen in Anleihen und Geldmarktpapieren (investment und sub-investment grade) als auch in Aktien vorsieht, die an regulierten Börsen und Kapitalmärkten gehandelt werden. Dem Effektenkursrisiko wird einerseits mit einer definierten Benchmark-Strategie mit strategischen Aktienengagements, andererseits mit der Diversifikation des Anlageportfolios begegnet. Ausserdem wurden zur Begrenzung des Effektenkursrisikos pro Anlageklasse Limiten festgelegt. Dazu gehört auch eine automatische Reduzierung des Aktienengagements, sobald das Aktienportfolio einen negativen YTD-Ertrag von 750.000 Euro erreicht, sodass der maximale negative Ertrag des Aktienportfolios auf 6 Millionen Euro pro Geschäftsjahr begrenzt wird.

 

In der Berichtsperiode wurde der automatische Reduzierungsmechanismus nicht ausgelöst.

4 Operationelles Risiko

Als operationelles Risiko bezeichnet man das Verlustrisiko, das infolge der Unangemessenheit oder des Versagens interner Prozesse oder Systeme, menschlicher Fehler oder externer Ereignisse entsteht.

 

4.1 Rechtliche und Compliance-Risiken

Unter rechtlichen und Compliance-Risiken versteht die WFG das Risiko einer möglichen unbeabsichtigten Nichteinhaltung von Gesetzen, regulatorischen Vorgaben oder Standards, die negative Auswirkungen auf das Geschäft und die Geschäftsbeziehungen haben oder – im schlechtesten Fall – zur Auferlegung von Entschädigungszahlungen, Bussen, Strafzahlungen oder Geltendmachung sonstiger Haftungsansprüche führen könnte.

 

Die Erfüllung der regulatorischen Anforderungen ist für Finanz- und Versicherungsdienstleister eine Herausforderung. Das umfasst unter anderem Regeln für den Umgang mit Mitarbeitenden, mit Kunden und Geschäftspartnern, mit Daten und mit Behörden. Dabei steht ausser Frage, dass die WFG bestrebt ist, alle Regeln und Vorschriften für ihr Geschäft zu beachten und einzuhalten. Sie verfügt über die notwendige kritische Grösse und die Organisation, um ein effektives und effizientes Compliance-Management sicherzustellen und somit die zunehmenden regulatorischen Anforderungen im Finanz- und Versicherungsbrokerage-Geschäft zu erfüllen. Aufgrund der immer komplexeren rechtlichen Anforderungen beschäftigt die Würth-Gruppe eigene Experten und Berater und nimmt fallweise die Hilfe anerkannter externer Berater in Anspruch.

 

Die Mitarbeitenden besuchen regelmässig Schulungen und Weiterbildungen innerhalb und ausserhalb der (Würth-) Gruppe, um ihr Bewusstsein für die rechtlichen und Compliance-Risiken zu schärfen.

 

Ausserdem hat die Gruppe ein konzernweites Whistleblowing-Verfahren eingeführt, das nicht nur den Mitarbeitenden, sondern auch den Kunden, Lieferanten und anderen Anspruchsgruppen die Möglichkeit gibt, vermutete Compliance-Verstösse anonym zu melden.

 

Die WFG untersteht sowohl dem schweizerischen als auch dem niederländischen Steuerrecht und verfügt daher über operative Richtlinien und Verfahren, welche die Einhaltung der Vorschriften beider Steuerregimes sicherstellen. Die WFG hat 2020 die schweizerischen und niederländischen Steuergesetze eingehalten.

 

4.2 Technologische Risiken

In ihrer Funktion als «Payment Factory» der Würth-Gruppe führt die WFG ein sehr grosses Volumen an Zahlungen aus, was ohne leistungsfähige IT-Systeme und Netzwerke nicht möglich wäre. Darum werden die IT-Systeme und die IT-Sicherheit kontinuierlich ausgebaut und über ein Information Security Management System kontrolliert. In Zusammenarbeit mit Experten für Cybersicherheit ergreift die WFG laufend Massnahmen, um die Informations- und Kommunikationstechnologie vor der wachsenden Gefahr von Cyberangriffen zu schützen. Dies umfasst auch technische und organisatorische Schutzvorkehrungen und die Durchführung von Mitarbeiterschulungen zum Thema Cyberrisiken. Zudem verfügt die WFG über ein Business Disaster Recovery System. Die hohe Skalierbarkeit der ICT-Infrastruktur ermöglicht es, zusätzliches Geschäftsvolumen kosteneffizient und mit hoher Prozessqualität abzuwickeln.

 

4.3 Personalrisiko

Der Erfolg der WFG hängt zu einem grossen Teil von ihren Mitarbeitenden und deren Know-how ab. Mit ihren Ideen und Vorschlägen sind sie eng in die operativen Aktivitäten und Arbeitsprozesse eingebunden und leisten so einen wesentlichen Beitrag zum Fortbestand, zur kontinuierlichen Verbesserung und zu Innovationen. Das Personalrisiko wird für die WFG in den nächsten Jahren ein Thema sein, zumal der Konkurrenzkampf um die besten Arbeitskräfte weiterhin hart geführt werden wird. Der künftige Erfolg wird unter anderem davon abhängen, inwieweit es der WFG gelingt, kompetente Mitarbeitende zu rekrutieren, zu integrieren und langfristig an das Unternehmen zu binden.

 

Die Mitarbeiterfluktuation wird auf allen Hierarchieebenen genau dokumentiert und analysiert. Regelmässige Mitarbeiterumfragen – durchgeführt von unabhängigen Instituten – und die monatliche Überwachung der Mitarbeiterzu- und -abgänge gehören zu den wichtigsten Instrumenten, die es der WFG erlauben, ungünstige Entwicklungen zu erkennen, deren Auswirkungen auf die Rekrutierung zu analysieren und mittels zielgerichteter Massnahmen zu stoppen.

 

So kann dem Risiko personeller Engpässe infolge der heutigen demografischen Entwicklung unter anderem mit attraktiven Anstellungsbedingungen, einem modernen und im Vergleich zu den Mitbewerbern besseren Arbeitsumfeld sowie mit individuell abgestimmten Schulungsprogrammen begegnet werden. Personalentwicklungsmassnahmen können intern oder extern durchgeführt werden. Ein Fokus des Personalmanagements liegt auf der kontinuierlichen beruflichen Weiterentwicklung und Schulung der Mitarbeitenden. Nachwuchsführungskräfte werden im Rahmen der Ausbildungsprogramme MC Würth, High Potential und Top Potential auf unterschiedliche Managementaufgaben innerhalb der Gruppe vorbereitet. Diese Programme bieten den Mitarbeitenden eine zielgerichtete und individuell an ihre Ambitionen und Fähigkeiten angepasste Weiterentwicklung, um sie auf die anstehenden Führungsaufgaben innerhalb der Gruppe vorzubereiten. Auch unabhängig von den internen Weiterbildungsprogrammen unterstützen die Würth-Gruppe und die WFG selbst Mitarbeiterschulungen als wichtigen Teil eines lebenslangen Lernprozesses.

5 Covid-19

Eine nachhaltige Eindämmung der Covid-19-Pandemie ist bisher nicht gelungen. Die globalen Gesundheitssysteme sind überlastet und es braucht weiterhin weitgehende  Schutzmassnahmen, welche die Freiheit der Menschen erheblich einschränken und die Weltwirtschaft auch in den nächsten Quartalen in hohem Ausmass belasten werden. Erst wenn die Mehrheit der Bevölkerung gegen das Virus geimpft ist, können die Einschränkungen aufgehoben und eine konjunkturelle Erholung erwartet werden. Diese kann angesichts des bestehenden Nachholbedarfs in verschiedenen Branchen durchaus sehr dynamisch ausfallen.

 

Bis dahin können sich Auswirkungen auf den operativen Betrieb und den Konzernabschluss der WFG ergeben, die erst in der Folgeperiode ausgewiesen werden, beispielsweise bei der Bewertung von kurz- und langfristigen Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen, bei Wertpapieren und anderen Vermögenswerten. Schwache Anlagemärkte, ein Rückgang der Prämienerträge im Versicherungsbrokerage, ein rückläufiges Zahlungsvolumen der Abteilung Payment Factory sowie ein potenziell steigendes Kreditvolumen werden unmittelbare, sich teilweise ausgleichende Auswirkungen auf die Erträge und somit das Betriebsergebnis haben, die sich im zweistelligen Prozentbereich bewegen können.

 

Angesichts der bestehenden Unsicherheiten bezüglich der weiteren Ertragsentwicklung verfügt die Geschäftsführung der WFG über verschiedene Massnahmenpakete, die je nach Entwicklung umgesetzt werden können. Zu diesen gehören die Verschiebung oder Streichung diskretionärer Ausgaben, die Limitierung nicht unbedingt notwendiger Investitionen, das Verhängen von Kurzarbeit sowie ein Einstellungsstopp. Hingegen besteht aufgrund der ausgezeichneten Liquiditätslage der WFG resp. der Würth-Gruppe und der Tatsache, dass im Geschäftsjahr 2021 keine grösseren Finanzierungen zur Rückzahlung fällig sind, kein Bedarf zur Aufnahme neuer Mittel bei Investoren oder Banken.

 

Die Geschäftsführung der WFG ist zum Schluss gekommen, dass es keine wesentlichen Unsicherheiten gibt, die erhebliche Zweifel an der Fähigkeit zur Fortführung der Unternehmenstätigkeit aufwerfen können.

Grundsätze unseres Risikomanagements

  • Die Geschäftsführung verantwortet sämtliche durch die Geschäftstätigkeit eingegangenen Risiken und strebt nach einem ausgewogenen Verhältnis von Risiko und Rendite.

  • Ein unabhängiger Kontrollprozess ist integraler Teil der Unternehmensstruktur.

  • Die Mitarbeitenden kennen die wesentlichen Risiken in ihrem Tätigkeitsfeld und werden für diese sensibilisiert. Zentrales Element der Risikokontrolle ist eine umfassende, transparente und objektive Offenlegung der Risiken gegenüber Geschäftsführung, Konzernleitung, Eigentümern, Aufsichtsbehörden und anderen Anspruchsgruppen.

  • Erträge werden gemäss der Risikofähigkeit (d. h. der Höhe des Risikos, das die Würth Finance Group aufgrund ihrer Finanz- und Ertragskraft tragen kann) geschützt.

  • Die Reputation der Würth Finance Group hängt letztlich von der wirksamen Bewirtschaftung und Kontrolle der Risiken ab.